Der Unterschied zwischen Parasympathikus und Sympathikus – Wie der Atem unser Nervensystem beeinflusst
Das autonome Nervensystem (ANS) ist ein komplexes Netzwerk, das eine zentrale Rolle bei der Regulation der unwillkürlichen Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung spielt.

Es besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Diese beiden Systeme arbeiten oft gegensätzlich, um den Körper in Balance zu halten und auf verschiedene Situationen angemessen zu reagieren.
Sympathikus: Der "Kampf-oder-Flucht"-Modus
Der Sympathikus ist verantwortlich für die "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion unseres Körpers. In Stresssituationen aktiviert er verschiedene Körperfunktionen, um uns auf eine mögliche Gefahr vorzubereiten:
- Herzfrequenz und Blutdruck steigen an, um den Körper für eine schnelle Reaktion bereitzumachen.
- Atemfrequenz erhöht sich, um mehr Sauerstoff in die Muskeln zu transportieren.
- Verdauungsprozesse werden verlangsamt, da der Körper Energie für andere, unmittelbarere Bedürfnisse umleitet.
Dieser Zustand ist nützlich in akuten Stresssituationen, kann aber problematisch werden, wenn der Sympathikus dauerhaft aktiviert bleibt, wie es bei vielen Menschen in der heutigen, stressgeladenen Welt der Fall ist.
Parasympathikus: Der "Ruhe-und-Verdauungs"-Modus
Der Parasympathikus ist das Gegenstück zum Sympathikus und fördert Entspannung und Regeneration. Wenn der Parasympathikus aktiviert ist, verlangsamen sich die Körperfunktionen:
- Herzfrequenz und Blutdruck sinken, was zu einem Zustand der Ruhe führt.
- Atemfrequenz verlangsamt sich, was eine tiefe und entspannte Atmung ermöglicht.
- Verdauungsprozesse werden angeregt, da der Körper sich auf die Verarbeitung von Nahrung konzentriert.
Dieser "Ruhe-und-Verdauungs"-Modus ist entscheidend für die langfristige Gesundheit und das Wohlbefinden, da er dem Körper hilft, sich zu erholen und Energie zu sparen.
Warum so viele Menschen ständig im Stress sind
In unserer modernen Gesellschaft sind viele Menschen permanent im Sympathikus-Modus, was zu chronischem Stress führt. Gründe dafür sind:
- Hohe berufliche Anforderungen und der Druck, ständig erreichbar zu sein.
- Mangel an ausreichender Erholung und Schlaf.
- Überreizung durch Technologie, soziale Medien und ständige Informationen.
- Fehlende Bewegung und Entspannungstechniken.
Dieser dauerhafte Stresszustand kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsprobleme und psychische Erkrankungen wie Angst und Depression.
Wie der Atem das Nervensystem beeinflusst
Der Atem ist ein mächtiges Werkzeug, das wir nutzen können, um das autonome Nervensystem zu beeinflussen. Durch bewusste Atemtechniken können wir den Parasympathikus aktivieren und den Sympathikus beruhigen:
- Langsame, tiefe Atmung (z.B. Bauchatmung) signalisiert dem Körper, dass keine Gefahr besteht, und aktiviert den Parasympathikus.
- Kurze, schnelle Atemzüge können hingegen den Sympathikus stimulieren, was nützlich sein kann, wenn wir uns energetisieren wollen.
Übung für den Alltag: Bauchatmung zur Aktivierung des Parasympathikus
Eine einfache Atemübung, um den Parasympathikus zu aktivieren und Stress abzubauen, ist die Bauchatmung:
- Setze dich bequem hin oder lege dich flach auf den Rücken.
- Lege eine Hand auf deinen Bauch und die andere auf deine Brust.
- Atme langsam und tief durch die Nase ein, sodass sich dein Bauch hebt, während deine Brust relativ ruhig bleibt.
- Atme langsam durch den Mund aus, während du spürst, wie sich dein Bauch senkt.
- Wiederhole diese Atmung für 5–10 Minuten und fokussiere dich darauf, jeden Atemzug bewusst und ruhig auszuführen.
Diese Übung kann jederzeit und überall durchgeführt werden und ist besonders effektiv, wenn du dich gestresst oder überwältigt fühlst.
Fazit
Das Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus ist entscheidend für unser Wohlbefinden. Durch bewusste Atemtechniken können wir direkten Einfluss auf unser Nervensystem nehmen, Stress abbauen und langfristig gesünder leben. In einer Welt, die uns oft im Sympathikus-Modus gefangen hält, ist es umso wichtiger, regelmäßig Zeit für Atemübungen und Entspannung zu finden, um den Parasympathikus zu aktivieren und die Balance wiederherzustellen.